In der heutigen, von Unsicherheit geprägten Wirtschaftswelt sehen sich Unternehmen mit einer Vielzahl von Herausforderungen konfrontiert. Neben den bekannten Risiken wie steigenden Rohstoffpreisen und Lieferkettenengpässen gewinnen Handelskonflikte und die daraus resultierenden Strafzölle eine immer größere Bedeutung. Diese Entwicklung kann erhebliche Auswirkungen auf die Wettbewerbsfähigkeit und Rentabilität von Unternehmen haben.
Um die negativen Auswirkungen von Strafzöllen zu minimieren oder sogar in Chancen zu verwandeln, ist es entscheidend, frühzeitig proaktive und strategische Maßnahmen zu ergreifen. Optionen ohne Veränderung der Wertschöpfung sind meist mit kürzerer Vorlaufzeit umsetzbar, wirken jedoch oft nicht im gleichen Ausmaß wie Hebel mit Anpassung der Wertschöpfungskette.
Eine langfristig wirksame Maßnahme, die ohne Anpassung der Wertschöpfung auskommt, ist das politische Engagement. Die aktive Teilnahme an politischen Prozessen und die Zusammenarbeit mit Branchenverbänden ermöglichen es Unternehmen, ihre Interessen zu vertreten und auf eine Reduzierung von Zöllen hinzuwirken. Lobbyarbeit und der Aufbau von Interessengemeinschaften können dazu beitragen, ein positives politisches Umfeld für Unternehmen zu schaffen und restriktive Handelsmaßnahmen zu vermeiden.
Wertschöpfungskette auf dem Prüfstand
Darüber hinaus haben Unternehmen eine Reihe von Optionen, die jedoch eine Anpassung der Wertschöpfungskette erfordern. Diese erlauben es ihnen, langfristig und im größeren Ausmaß von den veränderten Rahmenbedingungen zu profitieren. Dazu gehört etwa die Optimierung der Logistikkette: Die Identifizierung und Nutzung alternativer Transportwege, die nicht von den Zollbestimmungen betroffen sind, kann Unternehmen helfen, Zeit und Kosten zu sparen. Eine effiziente Logistikplanung und die Zusammenarbeit mit erfahrenen Logistikpartnern sind hierbei entscheidend.
Auch die Diversifizierung der Lieferantenbasis und die Suche nach alternativen Lieferanten in Ländern, die nicht von Zöllen betroffen sind, können das Risiko von Zollbelastungen verringern. Eine breite Streuung der Lieferanten kann zudem die Abhängigkeit von einzelnen Lieferanten reduzieren. Ein wichtiger Aspekt ist jedoch die Sicherstellung der Qualität, auch bei neuen Lieferanten.
Bei der Überprüfung des eigenen Footprints spielen verschiedene Verlagerungsstufen eine Rolle. Die Verlagerung der Endmontage in ein begünstigtes Land ermöglicht es Unternehmen, Zölle auf Fertigprodukte zu vermeiden und gleichzeitig eine schnellere Umsetzbarkeit mit geringeren Investitionen zu realisieren. Allerdings steigt dadurch der Koordinationsaufwand. Die vollständige Verlagerung der Produktion in ein begünstigtes Land ist eine langfristige strategische Entscheidung, die es Unternehmen ermöglicht, Zollbelastungen vollständig zu umgehen. Eine solche Verlagerung erfordert jedoch eine sorgfältige Planung und Analyse der wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen.
Eine andere Möglichkeit, den Footprint anzupassen, besteht in Joint Ventures und Licensing. Die Vergabe von Produktionslizenzen an lokale Unternehmen ermöglicht es Unternehmen, ihre Produkte unter eigenem Namen in anderen Märkten herzustellen und Zölle zu vermeiden. Joint Ventures und Lizenzvereinbarungen können die Produktionskosten für Unternehmen senken, gehen aber häufig mit einem Verlust von Kontrolle über Produktionsprozesse und einem Know-how-Transfer einher. Die Übernahme von Wettbewerbern und die Nutzung des lokalen Footprints kann Unternehmen den Markteintritt erleichtern und dazu beitragen, Zollbelastungen zu vermeiden. M&A-Transaktionen verursachen hohe Kosten und nicht selten eine komplexe Integration des gekauften Unternehmens. Andererseits ermöglichen sie es Unternehmen, von bestehenden Strukturen und Netzwerken zu profitieren.
Risiken und Optionen frühzeitig analysieren
Ein entscheidender Erfolgsfaktor zur Bewältigung von Zollbelastungen ist eine frühzeitige und sorgfältige Vorbereitung. Unternehmen sollten nicht erst reagieren, wenn Strafzölle bereits beschlossen sind, sondern potenzielle Risiken frühzeitig analysieren und präventive Strategien entwickeln. Ein strukturiertes Vorgehen ist dabei zentral: Optionen sollten geprüft, priorisiert und hinsichtlich ihrer Umsetzbarkeit bewertet werden.