Die globale Wende hin zur Elektromobilität ist nicht mehr aufzuhalten. Prognosen zufolge werden bis 2035 weltweit rund 70 Millionen Pkw und Nutzfahrzeuge mit Elektroantrieb produziert.1; 2 Die Transformation umfasst nicht nur technologische Innovationen und den Aufbau lokaler Wertschöpfungsketten, sondern auch die Industrialisierung sogenannter Gigafabriken. Mit dem rasanten Ausbau stellt sich jedoch eine weitere, oft unterschätzte Herausforderung: der Umgang mit riesigen Mengen an Altbatterien und Produktionsausschuss. Eine funktionierende Kreislaufwirtschaft für Batterien wird daher ein zentraler Bestandteil jeder erfolgreichen Batterie-Strategie sein.
Bis 2035 wird das kumulierte Rücklaufvolumen gebrauchter Batterien voraussichtlich etwa 50 Millionen Tonnen erreichen – ein dramatischer Anstieg gegenüber den aktuell rund zwei Millionen Tonnen.3 Umgerechnet entspricht das rund zwei Millionen Schiffscontainern, die aneinandergereiht halb um den Globus reichen würden. Diese schiere Menge wirft die zentrale Frage auf: Was soll mit all diesen zurückgeführten Batterien und Produktionsresten geschehen?
Mehr als nur Recycling
Die naheliegende Antwort lautet oft: Recycling. Tatsächlich ist professionelles Batterierecycling ein effizienter Weg, um wertvolle Rohstoffe zurückzugewinnen und sie erneut in der Batterieproduktion einzusetzen. Das Recycling von Batterien kann den CO₂-Ausstoß gegenüber dem Rohstoffabbau um bis zu 30 Prozent senken, die Abhängigkeit von Primärrohstoffen verringern und durch lokale Kreislaufsysteme die geopolitische Resilienz stärken.4 Aus diesen Gründen wird Recycling auch regulatorisch gefördert – etwa durch den verpflichtenden Rezyklatanteil in der EU-Batterieverordnung.5
Doch ein genauerer Blick auf die Technologieentwicklung zeigt auch eine Schattenseite: Recycling bedeutet häufig das Ende der Batterie – auch wenn sie noch weiterverwendbar wäre. Beim typischen Recyclingprozess werden zunächst Altbatterien gesammelt, überprüft und sortiert. Anschließend werden sie mechanisch zerlegt, um sogenannte „schwarze Masse“ zu gewinnen, aus der wertvolle Metalle wie Lithium, Kobalt und Nickel extrahiert werden.
Mit dem technologischen Fortschritt steigen jedoch auch die Lebensdauern der Batterien. In günstigen Fahrzeugsegmenten mit moderaten Nutzerprofilen – vor allem bei preiswerten LFP-Batterien (Lithium-Eisenphosphat) – können Batterien eine Lebensdauer von über 25 Jahren erreichen. Sie sind damit ideal geeignet für eine Weiterverwendung nach dem ersten Fahrzeugeinsatz. In leistungsstarken Segmenten hingegen, in denen NMC-Zellen mit Siliziumanoden zum Einsatz kommen, kann es durch hohe Ladeleistung und häufiges Schnellladen zu einem früheren Austauschbedarf kommen – entweder durch neue oder generalüberholte Batterien.