Kontroverse Dialoge fördern
Die Organisationen des Industriegütersektors müssen Plattformen für einen offenen Austausch schaffen, um eine konstruktive Kommunikation und Diskussion über die Zukunft des Unternehmens zu ermöglichen. Angesichts der Besonderheiten dieser Branche, in der volatile Marktkonditionen zwischen überwältigender Nachfrage und geringem Auftragseingang schwanken, müssen Zusammenhänge klar aufgezeigt werden, etwa zum Personalabbau oder der Notwendigkeit für Sonderschichten. Je nach Hierarchiestufe der unterschiedlichen Interessengruppen sind Leadership-Basecamps für Führungskräfte und Betriebsversammlungen für alle Beschäftigten gangbare Formate für Diskussionen und kritische Rückmeldungen. Negative Stimmung löst sich nicht allein deshalb in Luft auf, weil niemand sie anspricht. Ganz im Gegenteil: Sie sucht sich ihre Ventile und entzieht sich damit der Kontrolle der Transformationsverantwortlichen. Ihren Ausdruck findet sie oft durch passiven Widerstand gegen die praktische Umsetzung, zum Beispiel in Umgehungsstrategien, die der alten Prozesslogik folgen. Sich um Meinungsverschiedenheiten zu drücken, nützt niemandem. Stattdessen sollten alle Beteiligten die Gelegenheit haben, ihre Anliegen vorzubringen. So können Führungskräfte bei der weiteren Ausformung ihrer Change-Aktivitäten viel besser verstehen, wie ihre Leute „ticken“. Angesichts der geringen Veränderungsbereitschaft bei Beschäftigten in Industriegüterunternehmen ist ein kritischer Dialog dringend erforderlich. Mehr als acht von zehn Führungskräften in Industriegüterunternehmen, die ihre Transformation erfolgreich abschließen konnten, teilen diese Auffassung. In den Firmen, deren Transformationsprozess gescheitert ist, sind es weniger als die Hälfte (45 Prozent).
Neue soziale Standards festlegen
Die Förderung neuer Standards für die Zusammenarbeit steigert die Wahrscheinlichkeit einer erfolgreichen Transformation in der Industriegüterbranche deutlich. Soll zum Beispiel eine mutigere Unternehmenskultur mit größerer Risikobereitschaft gefördert werden, dann sollten Führungskräfte ein Umfeld schaffen, in dem Fehler auf der Suche nach der optimalen Lösung möglich sind und niemand dafür abgeurteilt wird. Generell sollten potenziell hinderliche Elemente der Unternehmenskultur zugunsten einer Atmosphäre weichen, die neue Ansätze und Innovationen fördert. Für Beschäftigte und Führungskräfte muss es möglich sein, innerhalb ihrer Rollen ein neues Verhalten an den Tag zu legen, ohne Angst vor Fehlern zu haben. Diese Angst lässt Menschen viel zu oft an alten, etablierten Verhaltensweisen festhalten, die durch die Transformation eigentlich verändert werden sollen. Noch einmal: Die Führungskräfte müssen vorangehen, bei diesen neuen Standards eine Vorbildfunktion einnehmen und durch beispielhaftes Verhalten den Bedenken entgegentreten. Natürlich sind nicht alle Versuche sofort erfolgreich. Aber die neuen und kreativeren Ansätze einzelner Beschäftigter und ganzer Teams, die sich nicht mehr vor Fehlern fürchten, machen unter dem Strich Misserfolge wett. Gegenüber Industriegüterunternehmen, in denen der Transformationsprozess scheitert, legen in Industriegüterunternehmen mit erfolgreichen Transformationsprozessen mehr als doppelt so viele Führungskräfte neue Standards für die Zusammenarbeit fest (36 Prozent gegenüber 83 Prozent).
Bessere funktionsübergreifende Zusammenarbeit
Damit Transformationen funktionieren, ist die abteilungs- und hierarchieübergreifende Zusammenarbeit besonders wichtig. Eine enge Kooperation zwischen Produktion und Entwicklung kann zum Beispiel für die Steigerung des Automationsniveaus in einem Unternehmen entscheidend sein. Zeitweilig eingerichtete funktionsübergreifende Teams können sich ideal um bevorstehende Maßnahmen im Zusammenhang mit der Transformation, aber auch um langfristige unternehmerische Themen kümmern. Reibungsverluste und Ineffizienzen zwischen Silos werden durch die Kombination der richtigen Fachleute minimiert. Unterschiedliche Blickwinkel stärken die Innovationskraft und Entscheidungsqualität in kritischen Phasen einer Transformation und darüber hinaus und sorgen für langfristigen Geschäftserfolg. Unter den befragten Führungskräften aus der Industriegüterbranche stärken 65 Prozent derjenigen, die die Transformation in ihren Unternehmen erfolgreich abgeschlossen haben, ausdrücklich eine funktionsübergreifende Zusammenarbeit. Bei denjenigen, deren Transformationsprozess gescheitert ist, sind es nur knapp über ein Drittel (36 Prozent).
Zusammenfassung: Industriegüter – ähnlich und doch anders
Unternehmen, die sich zur Industriegüterbranche zählen, sehen sich vielen Herausforderungen gegenüber, die auch andere Branchen beschäftigen. Betrachtet man die Daten aber genauer, dann zeigt sich ein spezifisches Muster, das dem Ganzen einen anderen Anstrich gibt. Der Veränderungsbedarf in diesem Sektor ist offenkundig. Neue Technologien, Wettbewerber, Geschäftsmodelle und Erwartungen der Kundschaft treffen auf einen volatilen Markt, Störungen der globalen Lieferketten und eine Vielzahl sich fortlaufend ändernder regulatorischer Anforderungen. Wollen Unternehmen aus diesem Wirtschaftszweig bestehen – oder sogar ihre Mitbewerber überflügeln – müssen sie grundlegende Veränderungen anstoßen, die die oben erwähnten vier Faktoren gleichzeitig angehen. Dank der Offenheit der befragten Führungskräfte aus diesem Sektor haben wir nun eine wesentlich bessere Vorstellung von den Eckpfeilern einer erfolgreichen Transformation in diesem Bereich. Wenn leitende Führungskräfte in Industriegüterunternehmen ihren Auftrag erfüllen und ihren Organisationen zu mehr Erfolg verhelfen sollen, muss ein intelligentes Change Management die Menschen in den Mittelpunkt sämtlicher Bemühungen stellen. Dabei sollte der Fokus strikt auf einer effizienten Führung und neuen Arbeitsmethoden liegen.